Jump Force Test Review

Weekly Shonen Jump wurde letzte Jahr 50 Jahre alt und Jump Force kann als Feier des lang andauernden Mangas verstanden werden. Im Arena Tag-Team Beat ’em Up sind zahlreiche Charaktere aus bekannten und nicht so bekannten Mangas/Animes vertreten, aber kann Jump Force mehr bieten als nur Fan Service?

Jump Force fackelt nicht lange herum und wirft euch sofort in die Aktion. Als normaler Mensch werdet ihr von Frieza (bzw. Freeza) in New York City verwundet. Trunks und der Navigator retten euch dank eines Umbras Cube und ein neuer Held ist geboren. Hier könnt ihr dann euren Charakter zum ersten Mal gestalten. Sobald der Kampf vorbei ist geht es weiter zur Umbras Base, welche ebenfalls als Social Hub und Aufenthaltsort der J-Force dient. Hier findet ihr verschieden Shops um euch neue Looks zu kreieren und Abilities zu kaufen. Die Klamotten dienen ausschließlich kosmetischer Natur und verändern nichts an eurem Kampfstil. Die Abilities natürlich hingegen schon (mehr dazu später). Wenn es um das Kreieren eures Charakters geht habt ihr die üblichen Optionen wie Haare, Körperform, Anziehsachen etc. Ihr könnt euch also fast schon euren eigenen “Traum-Anime-Charakter” zusammen basteln. Insgesamt stehen euch zur Charaktererstellung sechs Slots zur Verfügung. Dann werdet ihr gefragt ob ihr Team Alpha, Beta oder Gamma beitreten wollt. Auf Grund eurer Entscheidung werden eure ersten Abilities bestimmt, welche ihr aber später noch austauschen könnt. Mehr bestimmt eure Auswahl eigentlich nicht, da ihr im Storyverlauf auch mit anderen Teammitgliedern kämpfen müsst. Insgesamt warten auf euch 40 Charaktere aus 16 verschiedenen Geschichte des Weekly Shonen Jump Mangas. Einige wird jedoch der Mangel an Frauen auffallen. Dies ist wirklich schade, da viele Mangas und Animes auch gute und interessante weibliche Kämpfer aufweisen können.

Die Story hält euch je nach Spielstil 11 bis 14 Stunden an der Stange, leider können zur Story nicht viel positive Aspekte erwähnt werden. Zwar freut sich das innerliche Kind in einem einen Ast ab, dass die verschiedenen Charaktere zusammen in die Schlacht ziehen, aber die Story wird unnötig in die Länge gezogen und die Cutscenes sind leider sehr schlecht. Die gesamte Storyline heißt es eigentlich nur “Gut gegen Böse” und die Motivation der Bösen bleibt viel zu lange hinter verschlossener Türe. Das Pacing der Story ist einfach fehlgeschlagen und Ereignisse der Story sind schon von mehreren Kilometer Entfernung zu sehen. Das die letzte Stage der Story mit am imposantesten ist reißt das Ende leider auch nicht heraus. Vor allem die Schwierigkeitsanstiege im letzten drittel der Story fühlen sich “cheap” und ohne Grund an. Gegnerische Kämpfer können einen den Lebensbalken mit zwei Abilities ausradieren und wir machen plötzlich nicht einmal halb so viel Schaden wir vorher, obwohl uns der Storyverlauf weiß machen möchte, dass wir immer stärker und stärker werden.

Die Cutscenes sind ebenfalls mehr schlecht als recht. Charaktere stehen immer in den gleichen drei Posen da und bewegen meistens nur ihren Kopf ein bisschen hin und her und blinzeln. Nicht alle Cutscenes sind vertont, viele der Cutscenes müsst ihr euch selber vorlesen. Wenn es zur Vertonung kommt gibt es nur die japanische Version mit deutschen oder englischen Untertitel. Dadurch das unser eigener Charakter nicht spricht, werden die Cutscenes nochmal zusätzlich “awkward”. Leider müssen auch die Ladezeiten unangenehm aufgeführt werden, da diese ja schon fast anstößig oft vorkommen. Ich glaube, dass ich das letzte Mal so viele Ladebildschirme zu meiner originalen PlayStation Zeit gesehen. Gefühlt hat sich die Story in 50% Ladezeit, 30% Cutscenes und 20% Kampfzeit aufgegliedert (nagelt mich bitte nicht drauf fest, ich hatte keine Stoppuhr für die jeweiligen Abschnitte laufen). Alles, und ich meine wirklich alles, besitzt eine Ladezeit. Selbst wenn ihr einen Kampf verliert und sofort ein Rematch machen wollt, muss neu geladen werden. Aus dem vorhandenen Ursprungsmaterial wird leider nicht allzu viel rausgeholt, obwohl eigentlich Potential dafür da wäre. Konversationen zwischen Charakteren aus verschiedenen Welten könnten so viel mehr hergeben, stattdessen wird einfach nur ein fadenscheiniger Grund hergeleitet um sich gegenseitig ein paar Klatschen zu verpassen.

Zwar sind, wie bereits besprochen, die Cutscenes wirklich schlecht animiert, dafür aber nicht der Look und die Kämpfe des Spiels. Wie die Charaktere zum Leben erweckt wurden muss nicht jedem gefallen, aber für mich persönlich macht Jump Force einen guten Job darin die Charaktere aus verschiedenen Stilen in die “echte Welt zu holen”. In den Kämpfen können die Animationen der Charaktere zum Glück weitaus mehr überzeugen als in den Cutscenes. Die verschiedenen Effekte im Kampf, Abilities der Kämpfer, Veränderungen der Stage und vom Aussehen der Charaktere im Kampf bringen ein ansprechendes und bombastisches Feuerwerk auf den Bildschirm. Für Spieler die kompetitiv unterwegs sein wollen könnte dies vielleicht auch etwas negatives mitsichbringen. Durch die zahlreichen Effekte kann man oftmals nicht die Position des Gegners ausfindig machen. Aber OMG - es ist wirklich mehr als zufrieden stellend eine Verwüstung der Spirit Bomb aKa Genkidama und anderen Ultimates auf seinem Bildschirm zu betrachten. Nun muss ich jeder selber seine Gedanken zur Animation machen. Will ich, dass die Animationen eher im Kampf oder in den Cutscenes der Story gut sind? Also ich für meinen Teil kenne die Antwort: im Kampf! Dies entschuldigt sicherlich nicht die schlechte Leistung in den Cutscenes aber wenn nur eine Seite der Medaille anscheinend gut sein kann, nehme ich lieber die schlechten Cutscenes in Kauf anstelle von schlechten Animationen im Kampf.

Die Kampfmechaniken fühlen sich solide und leicht zu lernen an. Es orientiert sich schon fast an einem Stein-Schere-Papier System. Leider bietet das Kampfsystem keine wirkliche Tiefe. Die Tiefe des kämpfens kommt eigentlich nur aus den verschiedenen Charakteren und dem erlernen der jeweiligen Stärken und Schwächen. Jeder Charaktere hat neben den normalen Angriffen (Light bzw. Dash Attacks, Heavy Attacks und Graples) auch drei Special Abilities, welche unterschiedliche Formen annehmen können (Area of Effect, Dash, Long- oder Short-Range, Counter, Buff,  Shield). Hierzu kommen noch Support Attacks des Teams, Awekening Attack (welches als Ultimate gesehe werden kann) und eine Mobility Leiste die entweder zum verkürzen oder schaffen von Distanzen zum Gegner verwendet werden kann.

Das Kämpfen bereit zum Glück am meisten Spaß in Jump Force und die verschiedenen Charaktere spielen sich auch wirklich unterschiedlich. Oft wartet man auf einen Fehler des Gegners um zuzuschlagen. Comebacks mit wenig HP sind möglich, sodass ich oftmals einen verloren geglaubten Kampf doch noch gewinnen konnte. Zum Glück gibt es auf fast alle Angriffe einen Counter, darum der Vergleich des Stein-Schere-Papier Systems. Der größte Designfehler in meinen Augen liegt hierbei im System der HP bzw. des Lebenbalkens. Im Normalfall wird 3vs3 gekämpft und während des Kampfes kann man “on the fly” durch seine Charaktere hin und her wechseln oder Support Angriffe starten. Allerdings teilen sich alle drei Charaktere einen einzigen Lebensbalken. Warum? Es macht wirklich so gar keinen Sinn. Im Klartext: Wenn euer ersten Kämpfer 50% HP verliert und ihr ihn mit euren zweiten Kämpfer austauscht, besitzt dieser ebenfalls nur noch 50% HP. Nochmal die Frage: Warum? Nicht nur ist es völlig kontraproduktiv der Idee eines 3vs3 Tag-Team Beat ’em Ups, sondern bringt auch keinerlei Anreiz im Kampf überhaupt seine Kämpfer zu rotieren.

Jump Force bietet im Storyverlauf Free Missions (die man eigentlich als Challenge Mode sehen kann), Extra Missions um verschiedenen Dinge freizuschalten, Key Missions die sich auf die Storyline beziehen und Tutorial Missions. Offline Kämpfe sind natürlich vorhanden. Online gibt es Ranked-, Friendly- und Quickmatches. Selbst vor Release waren die Wartezeiten auf Gegner schnell vorbei und alles lief flüssig und ohne Lags ab. Hierbei kann die Wartezeit auf einen Gegner sogar sinnvoll genutzt werden, da wir hier während des Suchens ein Trainings-Match gegen den CPU bestreiten können. Auch in Online Matches könnt ihr eure eigenen Charaktere mit auswählen. Online warten wirklich auf euch die interessantesten und spannendsten Matches.

Ihr müsst sicherlich nicht jeden Manga und Anime kennen um an Jump Force euren Spaß haben zu können. Ein gewisses Wissen der Materie hilft allerdings kleine Anspielungen zu bemerken. Selbst wenn dies nicht bemerkt werden sollte, wie es sicherlich auch bei mir der Fall war, kann man an dem aufeinandertreffen der Welten seinen kämpferischen Spaß haben.

FAZIT 6.7 aus 10

Jump Force bitet oberflächigen Spaß für Anime/Manga Fans und Beat 'em Up Liebhabern. Das Potential der Charaktere und der verschiedenen Welten wurde leider nicht ausgeschöpft und fühlt sich halbherzig an. Nichtsdestotrotz reicht das Kampfsystem und die Vielfalt an Charakteren sicherlich einigen Fans aus, um eine befriedigende Zeit mit dem Titel zu verbringen. Der nächste Beat 'em Up Klassiker ist Jump Force leider nicht geworden und die Feier des 50 jährigen Jubiläums vom Weekly Jump Shonen fühlt sich jeder wie eine fünf jähriges Abi-Treffen an.

*Anmerkung zur Test-Esser Episode: Ich habe mich leider in der Test-Esser Episode versprochen. Einen 0.8 Schritt gibt es bei uns im Wertungssystem nicht.