Lost Sphear Test / Review

Mit Lost Sphear kommt ein neues JRPG aus dem Hause Tokyo RPG Factory (internes Square Enix Studio). Das fantastische Abenteuer ist in einer motorisierten Alternativwelt angesiedelt und versucht das Genre wieder aufleben zu lassen. Ob es meiner Meinung nach gelingt erfahrt Ihr hier.

In der Story geht es um Kanata, Lumina und Locke. Das sind drei vermeintliche Waisenkinder die in der Stadt Elgarth aufgewachsen sind. Eines Morgens erwacht Kanata in seinem Zimmer und hier setzt das Spiel ein. Nachdem ich die anderen beiden gefunden hatte, wozu ich auch die Stadt verlassen musste, kehre ich zurück und finde hinter der Brücke nur noch ein riesiges Leuchten vor. Es stellt sich heraus, dass Elgarth verblassen ist. Ich kann es weder Betreten noch damit interagieren und andere Menschen sind auch keine in Sichtweite. Somit mache ich mich nach kurzer Überlegung meiner Charaktere zu einem nahe gelegenen und höheren Aussichtspunkt auf, in der Hoffnung, dass sich dort jemand befindet der geflüchtet ist und gesehen hat was passiert ist. Allerdings finde ich nur Van vor, einen weiteren spielbaren Charakter, der sich mir kurzerhand anschließt um das Mysterium aufzuklären. 

In einem kurzen Nap, um mich von meiner Aufregung zu erholen, begegnet mir eine Gestalt die etwas von Erinnerungen (Memories) und deren Verblassen (Lost) berichtet. Angeblich hat Kanata die Fähigkeit, diese mit ausreichender Menge an Memories wieder herzustellen. Hier eröffnet sich mir die Mechanik in der Welt aus Texten von Gesprochenen oder Schriften Memory-Sphären zu generieren. Diese benötigt man für allerlei und davon massig. Kurze Zeit und einen Besuch in den nicht weit entfernten Ruinen der Vorfahren von Elgarth später habe ich eben diese Stadt wiedergestellt. Und so entwickelt sich die Story zu einer Quest in der diese erst Vier, später Acht Charaktere in die Welt hinausziehen um eine weltweite, zusammenhangslose Lost-Katastrophe zu stoppen. Diese Gruppe ist wild zusammen gewürfelt (Prinzen und Dämonen!) und wird laufend verändert. Dafür finden wir vier weitere Mitstreiter und die Fähigkeit uns in motorisierte Rüstungen, die Vulcosuits, zu schmeißen, die allerdings nur mit Vulco-Points laufen und somit nach einigen Fertigkeiten aufgebraucht sind. Im Kampf erweisen sich diese als sehr stark und ermöglichen Paradigmen-Drives. Das sind spezielle Fähigkeiten welche abhängig von der aufgestellten Gruppe ausfallen. Zu selten konnte ich damit experimentieren und weite Teile der Story ist diese Funktion einfach nicht verfügbar!

Die Story hat sich mir als sehr sinnig und spannend dargestellt. Nicht so linear wie manch anderes, klassisches RPG und dazu noch mit einem ordentlichen Abgang nach der Hauptstory (ja, es geht nach dem Abspann noch weiter!! 17 Stunden Spielzeit), welche jede Menge Zusammenhänge erklärt und, wie so üblich, besondere Bosskämpfe bereit hält. Der größte Pluspunkt in meinen Augen!

Zur Aufmachung des Spiels. Das große Menü hat diverse Möglichkeiten die Party, deren Ausrüstung wie auch Fähigkeiten auszuwählen.  Die Party besteht aus maximal vier Charakteren während der Rest auf der Reservebank hockt (einige mehr als andere, aber trotzdem erhalten alle EXP). Die im Spiel vorkommenden Vulcosuits werden hier aktiviert oder deaktiviert. Dazu kann man Waffen und Rüstung upgraden und die sogenannten Spritnites mit automatischen Attributen und Reaktionen modifizieren. Erstere kann man bei Händlern kaufen, letztere für Sphären erwerben, wobei diese generiert werden. Hier habe ich beim Spielen auf normalen Schwierigkeitsgrad so gut wie nichts gemacht; zumindest bis zum Lategame.

Es war auch einfach nicht erforderlich. Der Kampf gestaltete sich stets als sehr einfach. Bis auf ... vier Bosskämpfe lief ich problemlos durch die Welt und klatschte munter jede Menge Monster um. Das Active-Time Battle in den Kämpfen förderte meine Hektik bei Zeiten aber trotzdem waren die Kämpfe sehr eintönig. Nach wenigen Begegnungen hatte man mit der neu aufgezwungenen Gruppenkonstellation eine effektive Kombo heraus und konnte dabei bleiben. Von den vielen Bossen waren nur solche problematisch, die massivste Statusveränderungen verursachen konnten. Das war dann aber auch mitten im Dungeon und natürlich konnte ich mich darauf auch nicht entsprechend vorbereiten. Mehrere Versuche und dann fand ich eine schnelle Verfahrensweise mit der es auch geklappt hat. Dieser Umstand ist mir negativ aufgestoßen, könnte sich aber bei erneutem Durchspielen (spätestens auf Schwer) wieder erledigt haben. Für die Kämpfe stellen sich die Charaktere mit bekannten, unterschiedlichen Rollen dar: Support, Melee, Mage, Range, et cetera. Dies war wirklich hilfreich und so konnte so mit meinen Favoriten den Kampf interessanter gestalten und Schwächen der Feinde bei Bedarf ausnutzen.

Die Spielwelt ist groß gestaltet und meine Gedanken, dass ich diese wohl schnell bereist haben werde, habe ich revidiert. Auf der Weltkarte ist man erst als Pedestrian und später mit Schiff und Winger, eine Art Flugzeug, unterwegs. Und von vornherein sieht man die Ausmaße der Lost-Zustände. Gleichzeitig findet man Stellen an denen man Artefakte mit Memories errichten kann. Diese bringen Boni und Funktionen mit sich, die lokal oder worldwide wirken, sowohl permanent als auch nur in Kämpfe. Diese Entscheidungen kann man aber jederzeit mit den nötigen Sphären korrigieren und somit ebenfalls auf die Abläufe der schwierigeren Auseinandersetzungen einwirken. Die Auswahl fällt im weiteren Verlauf groß aus und es sind durchaus durchdachte Effekte und Attribute dabei. Somit verändert sich die Spielwelt permanent und gibt mehr und mehr Bereiche frei. Ich empfand diese einzelnen Bereiche als sehr liebevoll gestaltet und schön anzusehen (besonders der Mirrorlake!). Vom optischen zum akustischen. Das Spiel hat einen gelungen Soundtrack mit vielen bezaubernden Stücken, die erfolgreich Stimmung und Atmosphäre in den einzelnen Abschnitten der Geschichte eingefangen haben. Ich fand es sehr witzig, dass die Funktion bestand die Charaktere sprechen zu lassen (japanese only) und das hat meine Erfahrung abgerundet.

Die typische Vogelperspektive hat sich bis auf einige, wenige Pans oder Tilts der Kamera gehalten - klassisch eben. Grafische Effekte gab es dennoch zahlreich und diese liefen fehlerfrei ab. Ich hatte keine Anzeigefehler oder Bugs während meines Durchgangs und die zahlreichen Speicherpunkte (und Quicksaves) sicherten das Fortkommen ab. Viel Text war zu lesen und die Option Zurück- oder Vorzuspulen half dabei. 

Die Story samt Soundtrack ist mein persönliches Highlight. Jedoch fühlte ich mich häufig an andere Titel erinnert, sodass ich schlussendlich nicht durchgehend mit den Gedanken und Herzen hier bei Lost Sphear gewesen bin und mich beim Vergleichen ertappte. Die zahlreichen Funktionen der Charakterentwicklung erschienen mir überflüssig (wie gesagt auf normalen Schwierigkeitsgrad). Die verschiedenen Ausrüstungen zu sammeln oder Spells zu verbessern, um beispielsweise Widerstände gegen Attributsveränderungen zu erfahren, wären zu mühselig gewesen und doch nicht nötig. Die Vulcosuits hätte ich gerne mehr genutzt, jedoch schalteten sich die Paradigmen-Drives nur durch (optionale) Entdeckungen auf der Weltkarte frei und gleichzeitig war die Verwendung durch die VP arg begrenzt. Das Kämpfen war gefühlt nur optional und bis auf die genannten „Ausrutscher“ wenig spektakulär. 

 

Fazit 7.0 aus 10

Alles in allem ist dieses Spiel sicherlich für Fans von JRPGs eine tolle Erweiterung ihrer Sammlung. Ich habe viele Stunden in einer großen Welt mit tollem Ambiente und einer gelungen Story verbringen dürfen, allerdings wird das Spiel hauptsächlich nur eingefleischte Genre-Fans ansprechen.