Marvels Spider-Man Test / Review

Marvels Spider-Man, welches von Insomniac Games entwickelt wurde, hatte bereits vor Release einen großen Hype. Viele sahen es als das nächste „beste Spider-Man Spiel“ welches für viele Fans Spider-Man 2 auf der PlayStation 2 aus dem Jahr 2004 entthronen könnte. War der Hype gerecht und kann Spider-Man endlich wieder auf der Konsole „amazing“ sein?

Ohne die Story groß zu spoilern, meiner Meinung nach wurde sowieso bereits vor Release zu viel publiziert, handelt die Story des Spiels natürlich von unserem „friendly neighborhood Spider-Man“, welcher in Manhattan versucht für Recht und Ordnung zu sorgen. Hierbei trifft Spider-Man auf eine größere Anzahl bekannter und weniger bekannte Bösewichte wie Mr. Negative, Electro und mehr. Ich werde nicht alles vorweg nehmen aber lasst euch gesagt sein, dass auch die Side-Missions und weitere Aktivitäten Überraschungen besitzen. Leider kommen diese Überraschungen nur selten vor, sodass viele Side-Activities doch nach einer einiger Zeit etwas repetitiv werden. Man könnte Manhatten sozusagen als ein „Manhattan Arkham“ sehen und es als Spielplatz für unsere Spinne betrachten. Schön es ist hierbei, dass die Kämpfe gegen die großen Bösewichte nicht allzu häufig sind und sie nur punktuell eingesetzte werden. Dies bringt auch den gewünschten Effekt mit sich und jeder Kampf bleibt etwas Besonderes. Zum Glück hat Insomniac davon abgesehen so viele Bösewichte wie möglich ins Spiel zu integrieren. Auf das Motto „so viele Bösewichte wie geht für Fans“ wurde verzichtet und dafür bin ich Insomniac dankbar. Dadurch kann sich das Skript mehr auf die vorhandenen Bösewichte und ihre Beziehung zu Spider-Man konzentrieren und dies funktioniert auch.

Neben der Hauptstory schafft es Insomniac tatsächlich den „supporting cast“ so ins Rampenlicht zu stellen, dass wirklich alle Charaktere, egal ob Mary Jane oder andere Personen, etwas Bedeutendes zur Story beitragen. Hiermit ist nicht nur die Story von Spider-Man gemeint, sondern auch die Story von Peter Parker. Wir erleben Peter acht Jahre nachdem er seine Kräfte erlangt hat und mit diesen auch umgehen kann. Leider sieht es in seinem privaten Leben nicht so rosig aus. Peters Charme, Witz und Persönlichkeit sind wirklich „spot on“ und zählt für mich zu einen der besten Verkörperungen die jemals auf dem Bildschirm gebracht wurde. Trotzdem ist unser Held nicht unverwundbar oder fehlerfrei und hierdurch auch wirklich menschlich dargestellt. Yuri Lowentahl macht als Schauspieler und Stimme von unserer Spinne einen wirklich sehr guten Job.

Das Spiel hat es geschafft, dass ich mich in die Story von Peter Parker genauso einfühlen konnte wie in die Story von Spider-Man. Hierbei stechen vor allem die Beziehungen zu Peters Umfeld hervor. Jeder Beziehung, egal ob zu Ex-Freundin Mary Jane, zu Tante May oder weiteren Personen spielen eine Rolle und lassen den Spieler wirklich mitfühlen. Die Beziehungen wurden wirklich zum Leben erweckt und vor allem Peter und Mary Jane, welche eine gemeinsame Vergangenheit haben, wurde wirklich sehr gut ins Spiel integriert und glaubhaft umgesetzt. Sie wurde zu einer meiner liebsten "love stories" in Videospielen. Schade ist es jedoch, dass in den seltenen Fällen in denen man beispielsweise Mary Jane spielt nicht immer der Funke überspringen kann. Die Hauptstory dauert ca. 11-15 Stunden an und alles andere bringt auch ebenfalls nochmal ca. 15 Stunden ein. Side-Missions und Side-Activities sind wirklich zu empfehlen und sind nicht nur dazu da um die mögliche Spielzeit zu strecken.

Im Herzen des Spiels bleibt es jedoch ein Superhelden Spiel und dieses will uns Insomniac auch spüren lassen. Wie bereits gesagt besitzt Spider-Man bereits seit acht Jahren seine Kräfte und weiß diese auch einzusetzen. Egal ob im Kampf oder in seiner Mobilität im „Big Apple“. Seit Minute Eins des Spiels fühlte ich mich als Spider-Man. Sei es Bösewichte zu bekämpfen oder in Manhattan von A nach B zu kommen. Die Kämpfe erinnern stark an die Batman Arkham Spiele und dies ist auf keinen Fall negativ gemeint. Angreifen, Dodges und Gadgets kommen im Kampf zum Einsatz. Spider-Mans einzigartiger Kampfstil, der an eine Mischung aus dem Lucha Libre Wrestling Style (Rey Mysterio Jr. ist dafür bekannt) und Capoeira erinnert, wurde großartig ins Leben gerufen. Insomniac ist auch für ihren Einfallsreichtum was Gadgets angeht bekannt, beispielsweise in der Ratchet & Clank Reihe, aber leider wird dieser Einfallsreichtum in Spider-Mans Gadgets etwas vermisst. Nicht, dass die Gadgets im Kampf nicht nützlich seien, aber hierbei hoffte ich auf Grund der Erfolgsgeschichte und Rufs der Gadgets von Insomniac doch auf etwas mehr. Obwohl wir einen Superhelden kontrollieren ist Spider-Man nicht unverwundbar.

Seine etwas zierliche Figur im Gegensatz zu anderen Superhelden zwingt uns mehr unsere Umgebung im Kampf zu nutzen und so viel wie nur möglich in der Luft zu agieren.  Neben den Kampf-Passagen gibt es auch Stealth Sektionen. Auch hier erinnert es an die Batman Arkham Spiele. Betretet einen Raum und versucht diesen „aufzuräumen“ von Bösewichten ohne dabei gesehen zu werden. Hier stößt die AI manchmal an seine Grenzen. Oder die Bösewichte sind vielleicht bewusst halbblind gestaltet worden? Mitten am Tag sitze ich auf der Höhe einer normalen Mauer und trotzdem werde ich nicht gesehen. Die Gadgets funktionieren jedoch auch hier ziemlich gut und wir haben immer eine Vielzahl an Herangehensweisen.

Auch im „traversal“ durch die Großstadt Manhattan fühlte ich mich von der ersten Minute wie Spider-Man. Das Schwingen des Spiels fühlt sich wahnsinnig gut an. Beim Schwung wird auch darauf geachtet wann ihr in euren Amplitude des Schwungs den Faden los lasst, damit soll das Momentum mit eingerechnet und in den nächsten Schwung übertragen werden und dies funktioniert einwandfrei. Eure Ankerpunkte der Schwünge orientieren sich an eurer Umgebung, erwartet also nicht, dass ihr im Central Park einfach eure Fäden in die Luft schießen und einfach so durchschwingen könnt. Für solche Fälle gibt es aber zum Glück weitere „traversal options“ wie beispielsweise „web zips“. Nicht nur in der Nähe von Wolkenkratzern wie in Midtown, sondern auch in Orten wie dem Central Park oder in Bezirken wie Harlem funktioniert es nicht nur einwandfrei, sondern man fühlt sich wirklich wie Spider-Man.

Bitte glaubt mir wenn ich euch sage, dass dieses Gefühl eigentlich unbeschreiblich ist und ich bisher noch nie etwas so erstaunliches gefühlt habe wenn es um „traversal“ und Mobilität in Videospielen geht. Ich habe nur ein Mal freiwillig die Fast-Travel Option gewählt, egal wie weit weg mein nächster Wegpunkt war. Zwar fühlt man sich bereits Anfangs wie Spider-Man aber im Laufe des Spiels werdet ihr auch in eurer Fortbewegung besser und könnt anmutig in hohen Lüften wie auch in der Nähe des Bodens euch durch Manhattan bewegen. Die richtige Kombination aus Sprüngen, Web-Zips und Web-Swings aneinander zu ketten fühlt und spielt sich wirklich spektakulär und einzigartig.

Leider muss erwähnt werden das es des Öfteren vorgekommen ist, dass es zu Grafikfehlern und vor allem zur Desynchronisation zwischen Stimmen und Mundbewegungen kam (auch nach dem Day 1 Patch). Zum Glück trat es fast kaum in wichtigen Videosequenzen auf, sondern mehr in Side-Missions. Trotzdem ist dies sehr schade, denn wenn alles rund läuft kann sich Manhatten und alle Charaktere wirklich sehen lassen. Die Optik und Grafik des Spiels entspricht mehr als dem Standard und hat mich das ein oder andere Mal an Häusern hängen lassen, um meine Aussicht zu genießen. New York City ist zwar kein 1 zu 1 Nachbau der realen Stadt, allerdings sind genügend reale Schauplätze involviert damit der „Big Apple“ glaubhaft zum Leben erweckt wurde. Nicht nur reale Schauplätze sondern auch fiktive wie der Avengers Tower und weitere Orte des Marvels Universum wurden mit in die Stadt eingebaut. Fans werden sich sicherlich über die verschiedensten Orte und Easter Eggs freuen können.

Alle wichtigen Charaktere sind wirklich hervorragend animiert und ins Leben gerufen, leider fällt dadurch aber auch auf, dass die nicht so wichtigen Charaktere nicht all zu viel Liebe erhalten haben. Ihre Gesichter wirken oft nicht mal ansatzweise so gut wie die von Peter und Co. Bis auf die wenigen Probleme lief allerdings alles rund, flüssig und ohne FPS Drops auf meiner PS4 Pro. Nicht nur der visuelle Aspekt des Spiels ist „on point“, sondern auch die Musik. Insomniac schafft es den Ton und den Score der Marvel Filme in ihr Spider-Man Spiel zu übertragen und hierdurch den ein oder anderen Gänsehaut-Moment zu kreieren.

Durch die Story und eigentlich fast alles anderen auch erhalten wir XP und verschieden Tokens und Collectables. Die XP dienen dazu uns neue Skills freizuschalten und die Tokens wie auch Collectables kommen in unserem Crafting System zum Einsatz. Wir können unsere Gadgets weiter upgraden und hoch craften oder neue Anzüge erstellen. Die Anzüge besitzen drei Slots für Mods und eine spezielle „Anzugsfähigkeit“. Diese Fähigkeit ist jedoch nicht auf den Anzug gebunden, sondern kann ausgetauscht werden. Dies funktioniert jedoch nur mit Anzügen die auch in eurem Besitz sind. Bedeutet also wenn euch das Aussehen von Anzug A gefällt aber die Fähigkeit von Anzug B besser zu eurem Spielstil passt, dann könnt ihr einfach die Fähigkeit von Anzug B mit dem Aussehen von Anzug A verbinden:

Gott sei Dank! Dieses System ist wirklich ein Juwel von Insomniac, denn in anderen Spielen habe ich oft auf gewisses Equipment verzichtet, weil ich es einfach durchweg hässlich fand. 

 

Fazit 9.5 aus 10

Ich bin Spider-Man! Zumindest fühlte ich mich so auf jedem Schritt meines Weges bzw. Fluges. Marvels Spider-Man von Insomniac Games schaffte es mich in allen Belangen meine Spider-Sense zum Leben zu erwecken. Sei es im Kampf oder in meiner Mobilität. Was ich jedoch nicht erwartet hatte war, dass mich die Beziehungen der Personen im Spiel genauso in ihren Bann zogen wie mein Supderhelden-Dasein und dies haucht dem Spiel eine Seele ein. Es ist wirklich ein Triumph der Superhelden Spiele, welches nur sehr selten auf ganz leichte Problemchen stößt. Spider-Man 2 mach Platz auf dem Thron, denn wir haben einen neuen König!