Metro Exodus Test Review

Mit dem neuesten Ableger der auf den gleichnamigen Büchern basierten Reihe begibt sich der Spieler erneut mit dem Hauptcharakter Artjom in die Metro und somit Untergründe Moskaus. Der heiß erwartete Titel verspricht ein einzigartiges Singleplayer-Erlebnis mit den Stärken der beiden vorherigen Teile zu werden. In diesem Review berichte ich euch ob der Titel meine Erwartungen erfüllt hat.

Wie bereits auf mehreren Expos und Gameplay-Trailern gesehen verlaufen die ersten Minuten im bekannten Untergrund. Und dieser ist beklemmend. Die Soundkulisse klingt so feucht und dunkel wie sie auch aussieht. Geräusche aus der Entfernung zwingen mich dazu mich umzusehen und Lauschhalte einzulegen. Die Atemschutzmaske beschlägt von innen und von aussen wird sie bespritzt. Wird es mir zuviel kann ich sie per Knopfdruck frei wischen. Man hat erst mal nur eine Waffe zur Auswahl und auch die ersten Watchmen, hundeähnliche Wesen mit der Fähigkeit überall entlang zu klettern und hervorzukommen, stellen kein Problem dar. Aber nach einer gewissen Zeit gibt sich Metro Exodus auf ein neues Terrain: die Open-World. Dieses Mal findet auch eine Vielzahl der Spielstunden in offenen und frei erkundbaren Bereichen statt und dies wurde einwandfrei umegesetzt.

Nach dieser kurzen Einleitung in die Story lässt die Action nicht lange auf sich warten. Und hier spielt Metro Exodus ganz klar großes Kaliber auf. Denn sowohl der Verlauf als auch die zahlreichen Spannungsbögen enttäuschen nicht. Für mich verlief die Geschichte unerwartet und da ich die Bücher nicht gelesen habe, kann ich auch leider keinen Vergleich dazu ziehen. Mehr will ich zum Schutz von Spoilern nicht sagen. Von Anfang an lernt man die meisten der Charaktere kennen die einen dann im Spiel begleiten. Je nach Level verändert sich die Truppe allerdings auch und dies habe ich als sehr natürlich und angenehm empfunden. Die Dialoge sind gut geschrieben. Sowohl an Witz als auch an Detailreichtum mangelt es nicht. In den verschiedensten Situationen gehen die NPCs auf Artjoms Gegenwart ein oder unterhalten sich selbst - teilweise minutenlang! Der häufige Gebrauch russischer Füllwörter brachte mich regelmäßig zum schmunzeln und auch der logische Zusammenhang beim "roamen" und der gegebenen Nebenmissionen ergab sich daraus und blieb nie aus. Allerdings gab es auch regelmäßig den kleinen Makel, dass in manchen Dialogen der Wortwechsel aufgrund künstlicher Pausen so lange dauerte, dass es mir schon in den Fingern juckte und ich losziehen wollte obwohl die Unterhaltung eigentlich noch nicht beendet war.

Ebenfalls sind die Models wundervoll detailliert gestaltet und die Bewegungen animiert - sei es bei einem netten Plausch in der Base oder in Kampfsituationen. Auch die Gegner und die Waffen bewegen sich in den meisten Fällen sehr authentisch. Etwaige Leichen und auch Objekte interagieren bei Kontakt miteinander und hauchen der Umgebung Leben ein. Unglücklich ist dann der vereinzelte Widersacher, der sich den Gesetzen der Physik widersetzt und durch verschlossene Gittertüren läuft oder trotz ausbleibender Line-of-sight Aggro zieht und jegliche Stealth-Ambitionen zunichte macht. Auch die Hitbox hat mich einige Male geärgert wenn ich trotz rotem Fadenkreuz und eindeutigem Kopf darin nicht getroffen habe und der Gegner reagiert oder auch gar nicht reagiert.. Was ich ebenfalls als störend empfand war, dass die Geräusche der Schritte und Animation meiner Beine nicht synchron waren. Zumal die Schritte häufig klangen als ob ich entweder die Beine eines Zwergs hätte oder am Rennen sei.

Das Spiel lädt daher umso mehr zum Schleichen ein und das ist eine Möglichkeit die meisten Level zu absolvieren. Den Kampf kann man meistens meiden und ein wichtiger Faktor dafür ist es leise, im Dunkeln und taktisch vorzugehen. Jede Menge Lichtquellen, die einen verraten können, lassen sich in entsprechender Nähe durch Knopfdruck ausschalten. Das und auch eventuelle Geräusche ziehen Aufmerksamkeit auf sich, sofern es ein (menschlicher) Gegner beobachtet. Ob man dann Wurfwaffen, Nahkampf-Finisher oder schallgedämpfte Waffen verwendet ist gleichwertig, denn ein unachtsamer Feind stirbt meist mit einem Treffer. Die Freiheit, mit der wir Spieler vorgehen können, ist in linearen "Baller"-Leveln geringer. Für den Fall der Fälle ist die Pistolero-Manier auch eine Lösung, sofern einem die Munition nicht ausgeht. Auch für Action ist durch diverse Intersektionen gesorgt.  In anderen linearen Leveln kann man entscheiden ob man still oder laut vorgeht - im Open-World-Level erst recht. Von oben, von hinten, nah oder fern. Es macht auf jeden Fall Bock andere Herangehensweisen auszuprobieren.

Und hier glänzt das Spiel wiederum. Zu recht kann man die Open-World als genial bezeichnen. Von den Looks über die darin befindlichen NPCs, die Mechaniken bis hin zur Begehbarkeit und Verflechtung ins Spiel: Wow! Und die Looks: ob es die Eisplatten auf den Wasseroberflächen sind, die von meinem Boot beiseite geschoben werden oder der ölige Film, der umso fettiger wird je direkter man in Richtung Sonne guckt. Gebäude und deren Interieur; die dezent aber natürlich verteilte Fauna in den verschiedenen Leveln; Fahrzeuge und bewegbare Objekte oder zerstörbare Hindernisse; die Weitsicht und der dennoch erhaltene Detailreichtum sind einfach wahnsinnig gut! Das Spiel ist ein richtiger Hingucker.

Und dabei bleibt stets die Freiheit des Spielers im Vordergrund. Ob man einfach nur die Storyline erleben möchte oder sich zwischendurch die Zeit nimmt Camps und Ruinen zu durchstöbern. Auf sich allein gestellt und nur mit Rucksack und selbsterstellten Waffen unterwegs ist permanent eine Spannung präsent und das Survival Feeling sehr stark. "Workbenches" und euer eigener Rucksack dienen hierbei als Stationen zum craften. Im Rucksack können eher Stealth Items gecraftet werden und Kugeln könnt ihr euch an "workbenches" herstellen. Hierbei wird auch nochmal der Surviving Aspekt verstärkt, da ihr nicht nur eure Taschenlampe und Filter in der Gasmaske erneuert müsst, sondern auch oftmals auf Items und Waffen eurer besiegten Widersacher angewiesen seid.

Metro Exodus lief einwandfrei auf meiner PS4 Pro und hatte weder Bugs noch kritische Abstürze. Ausser beim erstmaligen Laden hat das Spiel gleichzeitig mit kurzen Ladezeiten und häufigen Checkpoints den Fortschritt gesichert. Texturen und Models, die Sichtweite und der Detailreichtum, das Wetter und die Tag-Nacht-Dynamik lieferten mit einem schaurig-stimmigen Sounderlebnis für ein Singleplayer-Erlebnis der besonderen Art.

FAZIT 8.7 aus 10

Metro Exodus hebt die Messlatte für Single Player Egoshooter höher. Mit einem stimmigen Paket und einer spielerischen Freiheit in den meisten Abschnitten des Spiels ist Metro Exodus für Genre-Fans nahezu ein Pflichttitel. Allen anderen ist es zu empfehlen, da es ein großartiges Ergebnis darstellt. Metro Exodus tritt aus dem Schatten heraus und kann auf jeden Fall neben anderen AAA Titeln einreihen.