Rage 2 Review

Das verrückte Rage 2 ist da! Die Entwickler von DOOM und Quake haben sich mit den Entwicklern von der Just Cause Reihe zusammengeta und den heiß erwarteten Shooter herausgebracht, der an den Vorgänger aus dem Jahre 2011 anknüpft.

Rage 2 ist zuallererst ein klassischer First-Person-Action-Shooter. Man schlüpft in die Rolle von Ranger Walker, der nach einem Zwischenfall zur Einleitung des Spiels der letzte seiner Art zu sein scheint. Die ersten Minuten verlaufen linear und direkt. Die Grundlagen der Steuerung und Waffen werden erklärt und das Setting reizt bereits mit einer Menge Explosion sowie Big Bangs. Unmittelbar nach dieser Einführung beginnt der Hauptteil von Rage 2: Die offene Spielwelt. Ab da kann man überall hin und Erkundungen auf eigene Faust starten. Zwar wären einige Locations noch problematisch bis unmöglich, aber mit entsprechendem Skill zumindest theoretisch absolvierbar. Jedoch fällt hier der RPG-Aspekt ins Gewicht.

Rage 2 ist nicht, wie es sich vermuten lässt, ein reiner, stumpfer Shooter, sondern fordert mit den zu sammelnden Ressourcen zum Craften und Aufwerten auf. Von Baumaterialien über Nanotrites, Waffenkernen, Autoteilen und Projektpunkten bis hin zu seltenen Drops in der ganzen Welt zu finden, die genutzt werden können um den Spielcharakter zu verbessern. Die Waffen haben verschiedene Werte und Fähigkeiten, ebenso das Hauptfahrzeug Phoenix, mit dem man weite Teile der Spielwelt zurücklegen wird. Durch die Story finden sich drei Nebencharaktere, die, nach Abschluss einiger Missionen und Erreichen eines Ruf-Levels Skilltrees eröffnen. Die eben erwähnte Upgrades von Movement, Ressourcenfunde, Fähigkeiten, Kampfaktionen, usw. werden dadurch realisiert. Auch die Nanotrites, weitestgehend gefunden in den Arctruhen oder bestimmten Locations, sind dafür da, um Werte und die Hauptfähigkeiten zu verbessern. Das sind Fähigkeiten wie Dash, Air-Bomb, Shatter, die mit einer unterschiedlichen Abklingzeit zur Verfügung stehen. Zu den Craftables gehören der Wingstick, eine Art Boomerang, Granaten, fliegende Drohen und Booster für Life, Overdrive und Abilities. Dafür gilt es aber in der Welt Rezepte zu suchen und zu erstehen, damit die Craftables nicht nur verfügbar, sondern auch noch besser werden.

Die Welt besteht aus fünf Regionen und jede hat eine Art Hauptstadt, sogenannte Trade Citys. Dort findet man Händler, den Löwenanteil an Aufträgen und die meisten NPCs des Hauptgeschichtsstranges. Die Regionen sind sehr charakteristisch und erinnern beim Durchreisen in den postapokalyptischen Szenario mit den Gefährten an den ein oder anderen Film- oder Spieltitel, was auch witzig ist. Ob Wüste, karges Bergland, Sumpfland oder auch tropischer Dschungel sind in den verschiedenen Regionen die Stimmungsgeber. Mit den entsprechenden Chats mit NPCs werden Locations von vornherein aufgeklärt, sonst erscheint beim Annähern nur ein '?'. Die Orientierung behält man dank Kompass am oberen Rand, ausführlicher Map und einem ordentlichen Waypoint-Navi die ganze Zeit. Es gibt Banditenlager, Rangersignale, Roadblocks, Pit-stops, Convoys, Lookouts, Wachtürme der Authority, Arcs (in denen Waffen oder Fertigkeiten abzugreifen sind), Minibosse in Form von riesigen Mutanten und einige mehr. Gleichzeitig befinden sich, teilweise versteckt, Storage-Chests und Arcchests wie auch Datapoints in diesen Orten, die zum Abschluss gefunden werden müssen. Nur dann gibts ein Häkchen auf der Karte und dieser Ort wird auf Kompass nicht mehr angezeigt. Mit den Projekten gibt es Upgrades, die das Auffinden leichter machen.

Die Story ist eben eine ganz normale Story, in deren Ablauf der Spieler einmal in jede Ecke der Welt geschickt wird. Ich würde behaupten, dass ohne das geringfügige Roamen und Sammeln von Materialien für einige Upgrades das Ende nur sehr schwer erreichbar und zu absolvieren ist. Auszuschließen ist es aber nicht. Nach circa 13 Stunden und ebenfalls etwas ausführlicherem Roamen, Aufsuchen von Arcs und Klären von diversen Locations für Nanotrites und Level-Ups in den Fraktionen (für die Projekte) war es dann vorbei. Vorbei mit der Story aber die Welt war weiterhin frei begehbar und das, ohne zu einem früheren Zeitpunkt versetzt zu werden. Sprich man kann weiterhin nach Waffen suchen, Fähigketen upgraden und Chaos verursachen. Leider hatte die Story aber auch gar nichts besonderes an sich. Die Chats mit den Nebencharakteren waren bemüht witzig zu sein. Und das waren sie auch nicht selten - aber auch nicht regelmäßig. Wirklich viel Vom Herlauf und den Gründen sind nicht hängen geblieben. Der Bösewicht von Anfang an ist auch gleichzeitig der Endgegner, auch wenn sich der Bosskampf anders gestaltet. Somit gab es keine großen Überraschungen.

All das summiert sich unter dem Strich zu einem Punkt: Rage 2 ist und bleibt ein Shooter. Die zwar schöne Welt und vielseitigen Aufwertungsmöglichkeiten des Gameplays drehen sich im Endeffekt nur um das Ballern und der Kreativität bei der Exekution der zahlreichen Feinde, aber der Shooter-Aspekt ist auch gleichzeitig die Stärke des Spiels. Die Authority, zu der Elitesoldaten und Mutanten gehören, und die Banditen bevölkern die Wastelands und es gilt diese in möglichst cooler Art und Weise auszulöschen. Der Overdrive lässt sich beschreiben, wie sich vermutlich ein Drogentrip auswirken würde: schrill, farbig und mächtig zugleich. Waffen wirken ultimativer durch verbesserte Funktionen oder Streu-Radien, die Fähigkeiten sind stärker, haben eine erhöhte Chance auf kritische Treffer und natürlich ist die Bewegungsgeschwindigkeit schneller. Aiming und Hits sind nicht extrem akkurat und daher auch keine tatsächliche Shooterskills von Nöten, da die Geschosse gefühlt gut gelenkt werden, ungeachtet der Reichweite. Im Phoenix, später Predator-Panzer und anderen Fahrzeugen, unterwegs behilft man sich einer Autoaim-Funktion die mit allen Waffen sehr gut funktioniert. Gepaart mit dem Rammen bietet der Roadfight wirklich viel Spass, nur leider keine Abwechslung. Zwar fühlt man sich wie Batman und mit den Verbesserung wird der Kampf immer leichter aber auch eintöniger. Ausser dem Phoenix (Bat-Mobil) kann man die rund 15 Fahrzeuge, auch ein Fluggerät ist dabei, nicht upgraden. Nichtsdestotrotz funktioniert der Kampf zu Fuß und im Vehikel in Ablauf und Darstellung flüssig. Die Framerate erlitt keine Einbrüche. Explosionsspektakel im Drogenrausch oder Blick in die Wüste: das Spiel blieb stabil.

Einzig das überfüllte Menü hatte regelmäßig eingefrorene Screens für manchmal eine Sekunde, manches mal auch mehre. Zwar habe ich mich durch die zahlreichen Erklärungen von Anfang an stets zu Recht gefunden, aber wie gesagt: ruckelhaft.

Somit bleibt Rage 2 ein kurzweiliger aber wahrscheinlich auch nur kurz- bis mittelfristiger Spaß. Denn der Hybrid aus Shooter und Rollenspielähnliches Upgraden ist in einer relativ schnell zu erkundenden und Welt mit repetitiven Locations und Side-Missions. Wäre zumindest der Anspruch durch die Mechaniken eines waschechten Shooters gesichert, dann würde das Spiel auf langfristige Sicht zum Experimentieren einladen. So hat man ziemlich schnell alle Fertigkeiten und Waffen erhalten, aufgewertet und angewendet. Da man aber in einer Überflut an Ressourcen und Geld schwimmt geht einem nie die Munition aus, zumindest auf dem regulären Schwierigkeitsgrad. Somit ist das Überleben stets gesichert.

Fazit 7.7 aus 10

Rage 2 ist ein weitestgehend witziger Ego-Shooter mit einer Vielzahl an Möglichkeiten, die Gegnerscharen kreativ auszulöschen. Das stellt den Kern des Spiels dar, da weder Story noch die Spielwelt mit wirklichen Tiefgang daherkommen. Dadurch, dass Rage 2 kein reinrassiger Shooter ist kann der Titel für Fans allerlei Spielgenres durchaus mit Spaß verbunden sein. Allerdings geht dieser, je nach Gamer-Typ, mittel- bis langfristig in den gering-abwechslungsreichen Open-World-Weiten der Wastelands verloren.